04.03.08 - Klaus Volkert
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Sehr geehrter Herr Bürgermeister,
sehr geehrte Gemeinderätinnen und Gemeinderäte,
liebe Bürgerinnen und Bürger aus Hüffenhardt und Kälbertshausen,
was passiert in Hüffenhardt?
- Gemeinderat beschließt Kinderhaus-Bau
- Initiatoren gehen mit Bürgerbegehren dagegen
Und das halbe Dorf stand Kopf!

Der Eklat beim Auslegen der Liste bei der Firma Fürll war sicherlich ein Höhepunkt der Peinlichkeit. Darauf möchte ich aber nicht mehr näher eingehen. Nur sollten junge Leute wissen, dass dieses Ladengeschäft für ältere Menschen sehr, sehr wichtig ist. Einschüchterungsversuche sind daher absolut unangebracht, sowohl für die Ladenbetreiber als auch für die Kunden.

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dieser Absatz wurde auf Wunsch von Hr. Volkert gelöscht
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Des öfteren werde ich gefragt, warum sich gerade ältere Menschen für den Kindergarten stark machen. Das kann ich mir nur damit erklären, dass sehr viele Bürgerinnen und Bürger vor 30, 40, 50 Jahren zum Teil recht stattliche Häuser gebaut haben. Bei den meisten mit sehr viel Hilfe von Freunden und nicht zuletzt der eigenen Schaffenskraft. Diese Häuser haben sie bis zum heutigen Tag in bestem Zustand erhalten. Ihre Nachkommen sollen Dinge ordentlich und in Schuss übernehmen können. Praktisch alle dieser Mitbürger und „Häuslesbesitzer“ sind Omas und Opas und haben natürlich vor allem ein Herz für Kinder.
Ausgerechnet beim Kindergarten wird nun nach 35 Jahren festgestellt, das Haus sollte eine Bauruine und ein Schrotthaufen sein und könne nicht mehr renoviert werden. Das kommt für alle völlig überraschend und ist nicht nachvollziehbar. Hinzu kommt, dass das Außengelände wohl der schönste Platz ist, den man sich als Kinderspielplatz vorstellen kann.

Die Gemeinde Hüffenhardt ist Besitzer dieses Kindergartens und Bürgermeister und Gemeinderat sind stellvertretend für die Bürger zuständig für den Top-Zustand des Hauses. Aber ausgerechnet von diesem Gremium kommt der Aufschrei, die Renovierung würde 750.000,00 € (später 570.000,00 €) kosten. Meine Damen und Herren, da kann ich nur feststellen: hier wurde etwas verpasst. Alle Bürger halten ihre Häuser in Ordnung, nur die Gemeinde nicht!!!

Der Kindergarten wurde vor 35 Jahren gebaut, vor 20 Jahren erweitert. Hätte die Gemeinde vor ca. 10 Jahren etwa 400.000,00 DM (heute 200.000,00 €), also ein Drittel von dem was Ihr heute veranschlagt, investiert, könnten sämtliche Sanitäranlagen und sonstige Dinge heute in einem ordentlichen Zustand sein. Dann würde heute auch kein Mensch auf die Idee kommen diesen Kindergarten dem Erdboden gleich zu machen und die Kinder könnten nach einer erneuten Renovierung – ähnlich wie bei der Mehrzweckhalle mit möglichst vielen ehrenamtlichen Stunden und möglichst wenigen Euros – noch viele Jahre in diesem Haus betreut werden. Aber dazu habt Ihr uns Bürgern nicht den Hauch einer Chance gelassen, obwohl diese Vorgehensweise von einigen Bürgern angeboten wurde.

Der Kindergarten – Neubau wurde seinerzeit finanziert mit dem Erlös aus dem Geländeverkauf an das Gipswerk, im Sinne eines Generationenvertrags, nämlich dass dieses Geld in die Zukunft, also in unsere Kinder, investiert werden sollte.

Nun habe ich erst einmal abgearbeitet, was den Bedarfsträger betrifft.

Nun komme ich zu den Nutzern des Kindergartens.
Dies sind neben den Kindern in allererster Linie die Betreuerinnen der Kindertagesstätte. Meine Damen: wo waren denn in den letzten Jahren die Anmahnungen an die Bedarfsträger über die schlechten Zustände im Kindergarten? Ich gehe davon aus, dass keine von Ihnen zu Hause mit solch schlechten Wohnqualitäten zufrieden wäre, wie es die Kindergartenkinder nun schon über Jahre hinweg sein müssen. Jetzt wo der Bau eines Kinderhauses realisiert werden soll, kommen Sie plötzlich aus den Startlöchern und führen in einem Wurfzettel (???) alles auf, was an dem bestehenden Kindergarten nicht in Ordnung ist.

Meine Damen, Sie müssten hier stehen und Klage erheben, dass man den Kindern die schöne Außenanlage ihres Kindergartens wegnehmen will und das dazugehörige Haus nicht instandsetzen will, nicht ich Opa mit 67 Jahren. Sie hätten sich als gelernte Erzieherinnen vor die Kinder stellen müssen, nicht ich.

Nun noch ein Wort zu dem zukunftsorientierten Konzept. Hier benötigte ich Hilfe aus berufener Quelle
Ich habe mit einer Kindergartenleiterin einen Kindergarten besucht der 45 Jahre alt ist, Flachdach mit Grünbewuchs hat und in einem TOP-Zustand innen wie außen ist. Gesamtfläche ist 630m2;, 105 Kinder werden ganztags betreut, seit 6 Jahren, von 7:00 Uhr bis teilweise 19:00 Uhr je nach Bedarf und Absprache mit den Eltern, die außerhalb arbeiten. Es gibt 15 Krippenplätze, die Essensbeteiligung der Kinder liegt bei etwa 50%, das ist hauptsächlich eine finanzielle Sache. Mit den 15 Krippenplätzen ist die Leiterin nicht ganz zufrieden, das dürfte ruhig mehr sein, aber auch das ist eine finanzielle Sache. Sie fürchtet, das könnte noch schlechter werden, wenn erst das Betreuungsgeld bezahlt wird. Auch bei den Vorschul-Stufen gibt es öfter finanzielle Probleme.

Auf die Frage, ob es ein Nachteil sei, dass die Grundschule etwa 400m entfernt liegt, kam die Antwort: im Gegenteil, wenn ich morgens um 7:00 Uhr mitbekomme, welch ein Umtrieb und Verkehr sich an der Grundschule abspielt bin ich heilfroh, so weit weg zu sein!

Mit der Grundschulleitung besteht ein sehr reger und guter Austausch was die Abstimmung des Lehrstoffes für die Vorschulkinder betrifft, leistet das Betreuungs- wie das Grundschulpersonal hervorragende Arbeit. Dass ein zukunftsorientiertes Konzept nur durchgeführt werden kann, wenn Kindergarten und Grundschule in einem Haus zusammen sind, ist völliger Unsinn und wird von uns schon über 6 Jahre erfolgreich widerlegt. Wenn dem wirklich so wäre, wie es Eure Betreuungsteams behaupten, müssten in Deutschland tausende von Kindergärten abgerissen und neben der Grundschule neu gebaut werden. So ein Schwachsinn! Ich war schon auf vielen Schulungen und Lehrgängen, aber so etwas wurde mir noch nie beigebracht - und in Hüffenhardt bildet man sich ein, man wäre mit dem Kinder-Haus Vorreiter. Utopie hoch drei. Wenn Ihr die Euch einbildet es würden Leute mit Kindern herziehen wegen diesem KiHa mit dem Hinterhofplatz, da habt Ihr euch geirrt.

Zwischenzeitlich war die Kindergartenleiterin mit 2 Kolleginnen in Hüffenhardt, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Die Außenanlage des Kindergartens findet sie spitze. Das Haus selbst findet sie sehr vernachlässigt, außen und soweit sie sehen konnte auch innen.

Nach der Besichtigung des Schulhofes hat sie mir geschrieben, ich sollte doch mal die Leiterin der Grundschule fragen, ob sie es mit ihrem Gewissen, vor allem aber mit ihrem pädagogischen Lehrauftrag verantworten kann, ihren schutzbefohlenen Kindern von dem ohnehin kleinen, kühlen, sonnenlosen Hinterhof-Schulhof die Hälfte wegzunehmen, und zusätzlich ein Kinderhaus installieren zu lassen. Und dies alles in einer Zeit, in der von Gesundheitsministerium, Kultusministerium und Statistischem Bundesamt festgestellt wurde, dass 60% der deutschen Kinder zu wenig Bewegung haben, zu wenig Sport und Schulsport absolvieren und zu viel Zeit sitzend vor Computer und Fernseher verbringen. Wo bleibt denn da der gesunde Menschenverstand?

Vielleicht ein paar Bemerkungen zum Schluss, dass es um optimale Betreuung der Kinder mit entsprechenden Freiräumen und Bewegungsräumen geht und nicht darum, sich als kleiner Ort mit einem Projekt profilieren zu wollen, dass am Bedarf (und vielleicht auch an den Möglichkeiten) der Gemeinde vorbei dimensioniert ist. Denn wir alle wissen, es gibt immer weniger Kinder.

Klaus Volkert

red. Anmerkung:

Zitat aus dem GR-Protokoll vom 01.02.08
"Der Bürgermeister betont, daß zur Umsetzung des pädagogischen Konzepts zur ständigen Kooperation der Tageseinrichtung für Kinder und der Grundschule der Neubau an der Grundschule erforderlich ist, weil dies so nur dort umgesetzt werden kann."

Mit dem Beitrag und der Recherche von Klaus Volkert ist ein neuer Beweis erbracht, dass ein "Pädagogisches Konzept" Standortunabhängig ist. Bis dato hat keiner aus dem Diskussionsforum, sowie BM Herberich, Frau Rünz oder Frau Ziegler erläutert, warum eine Umsetzung nur in Verbindung mit einem Kinderhaus möglich sein soll, wo die ganze Fachwelt das Gegenteil behauptet. Fachdiskussion wird sich sogar bereits im Grundsatz entzogen.